20 Jahre HISTORY X! Bass-Ikone Eric Schepers bleibt eine Rampensau und der König der tiefen Töne!
Rockmusik hilft dem Belgier beim gesundheitlichen Handicap – Anspruchsvoller Bassist seit 2016 dabei – Eric spielte in jungen Jahren Sousaphon in einer Blaskapelle…
von Werner Kilian
20 Jahre ROCK- UND CLASSICBAND HISTORY X! Am 21. September 2024 feiern die sympathischen Rocker dieses Jubiläum im legendären LAGO BEACH in Zülpich. Und das ist wahrlich ein großer Anlass die Band genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach der Eröffnungszeremonie mit JP Kok und Rudi Simons ist heute Bassgitarrist Eric Schepers im Fokus. Der sympathische Belgier steht für eine perfekte Bassline und ist aus der Band nicht mehr wegzudenken. Dabei muss er fortlaufend gesundheitliche Beeinträchtigungen wegstecken, was ihn aber nie davon abhalten wird, die Bühnenbretter zu betreten.
Schon als kleiner Junge war er, wie viele von uns, von Musik fasziniert. Jeden Tag hing er am Radio und sein erstes großes Goldstück war eine LP von Slade, die legendäre „Slade Alive“. Das Ding lief bei ihm rauf und runter und irgendwann kannte er die Platte in und auswendig, wozu auch der legendäre „Rülpser“ des Sängers Noddy Holder gehörte.
Durch einen alten Freund begann er Bassgitarre zu spielen und es dauerte nicht lange bis er den Weg zum Hardrock fand. Mitten in der Blütezeit von Saxon, Judas Priest, Iron Maiden fand er eine Band die Metal-orientiert war. Und am Schlagzeug saß kein Geringer als Rudi Simons, der auch heute an den Drums bei HISTORY X sitzt. Eric erinnert sich: „Ja, Rudi war damals gerade mal 18 Jahre alt, also ein richtiger Rookie, aber er wusste schon recht gut, was er mit seinen Drumsticks zu tun hatte. Und dass wir heute 40 Jahre später wieder zusammen in einer Band spielen, das ist unglaublich und eine wunderbare Sache.“
Später spielte Eric in weiteren lokalen Coverbands, allerdings konnte ihn das ruhige Repertoire nicht richtig befriedigen. Irgendwann landete er dann über eine Anzeige bei JP, der einen Bassgitarristen suchte. Man traf sich und stellte nach wenigen Minuten fest, dass die Chemie stimmte. Uns so kann er als König der tiefen Töne mittlerweile auf acht HISTORY-Jahre verweisen.
Wer Eric kennt, stellt schnell fest, dass er von Natur aus ein großer Kämpfer ist. Trotz seiner gesundheitlichen Bewegungseinschränkung gibt er der Band mit seiner Bassline immer den richtigen tiefen Ton. Die Gesundheit beschäftigt ihn jeden Tag, aber wenn es zu einem Gig und auf die Bühne geht, dann ist er wie verwandelt. Dann ist er in seiner Welt und ist der glücklichste Mensch auf Erden.
Und dabei überlässt er nichts dem Zufall: „Was mich am meisten mit der Band auf der Bühne beschäftigt, ist mein eigener Anspruch, die Bassline möglichst so korrekt anzugehen, dass sie zum Original und zu einigen meiner eigenen Eingaben passen muss. In jedem Fall muss ich mit unserem Schlagzeuger Rudi perfekt im Rhythmus stehen, das ist sehr wichtig“, erklärt der Vollblutmusiker.
Bei der Frage nach seinen musikalischen Vorlieben hat der sympathische Recke auch klare Vorstellungen: „Ich habe ein Faible für die einfache Pumparbeit wie AC/DC, Status Quo usw., aber auch Bands wie Rush oder für die großartige Bassarbeit von Geddy Lee und natürlich seinen Originalsound. Begeistern kann ich mich auch für die deutschen Bands „Böhse Onkelz“ und „Ohrenfeindt“, da läuft der Bass wie geschmiert.“
Seine unglaubliche Stärke ist die Routine und Erfahrung, die ihn durch jedes Konzert trägt. Seine Hausaufgaben zieht er sich vielfach aus dem Internet und von YouTube, wo er Stücke solange studiert, bis er sie gefressen hat. Damit verbringt er oft Stunden und ist auch heute noch absolut begeistert, wie Geddy Lee (Rush) oder Steve Harris (Iron Maiden) den Viersaiter bearbeiten.
Neben dem Bass spielt Eric auch ein wenig die 6-saitige E-Gitarre, war früher auch ein guter Schlagzeuger und hat Kenntnisse für Keyboard und Mundharmonika, was zeigt, dass er trotz seiner Bass-Vorliebe ein sehr vielseitiger Musiker ist. Und da ist ja noch die Geschichte von dem Sousaphon, wobei es sich um eine Art Tuba handelt. „Ja, ich habe wirklich mal ein Sousaphon gespielt, lach mich nicht aus…. da war ich in einer Blaskapelle, aber das ist schon viele hundert Jahre her…(lacht…)“
Für seinen großen Gitarrenpartner JP hat er den allergrößten Respekt: „JP ist nicht nur ein außergewöhnlicher phantastischer Gitarrist, er ist auch menschlich eine Klasse für sich. Schau, bei den Hin- und Rückfahrten zu den Gigs kann man als Beifahrer auch mal die Augen zu machen. Das gilt aber nicht für unseren JP. Er muss als Fahrer wach bleiben. Ich habe großen Respekt für ihn, was er leistet: das Fahrzeug beladen, eine lange Fahrt machen, ausladen, aufbauen, Soundcheck, die ganze Show spielen, abbauen, wieder einladen und dann die ganze Fahrt zurück nach Hause bis zum frühen Morgen – das ist viel Arbeit.“
Was er auch mag, ist der Umstand, dass die Band recht flexibel ist. Natürlich hat die Crew eine feste Setlist, aber während des Auftritts kann recht schnell davon abgewichen werden. Besonders dann, wenn bspw. jemand spontan eine Bluesnummer auf der Mundharmonika spielen möchte oder seine Gesangsstimme testen will. Da kann die Band ruckzuck umswitchen. Was seine Spielweise mit der Bassgitarre betrifft, zieht er das Spielen mir den Fingern vor. Früher gab es eine Zeit, wo er mit Plektrum unterwegs war, später hat er genau wie JP der Fingertechnik den Vorzug gegeben.
Wenn er mal nicht in Sachen Bass-Studium vertieft ist, hält er Ausschau nach Coverbands, wo er oft ein paar alte Freunde und Musikerkollegen trifft. Hier schaut er den Kollegen dann auf die Finger, denn er bleibt immer wissbegierig. „Schau, es gibt immer Dinge die man sieht, mitnehmen und lernen kann. Man muss nur genau hinschauen und zuhören“, erklärt Eric und brummt dabei wieder eine Bass-Folge vor sich her. Kein Wunder also, dass seine Hobbies eigentlich all die Dinge sind, was mit Musik zu tun hat.
Eric war immer ein großer Freund von gutem Essen, vor allem viel Essen, aber das musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Um geistig fit zu bleiben, vertreibt er sich die Zeit gern auch mit Kreuzworträtseln (…lacht…). Auf den Jubiläums-Gig im LAGO BEACH freut er sich wie Bolle. „Ja, im LAGO BEACH zu spielen ist immer etwas Besonderes. Man hat unweigerlich das Gefühl von einem kleinen Stück Urlaub bei Wasser und Sand. Ich freu mich sehr und bin sicher, dass das ein ganz großes Ding werden wird.“