RUMMS! Das hat gerockt! BALLROOM BLITZ schleudert das Publikum in die 70er Glam Rock-Bewegung

Sweet-Tributeband riss im Siegburger „Kubana“ Mega-Konzert ab – Fans nahmen viele Kilometer auf sich – Band feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen!

von Werner Kilian

Wer am Freitagabend in der Siegburger Location „Kubana“ zu Gast war, dürfte jetzt noch ganz schön heftig an Schnappatmung leiden. Die legendäre Sweet Tributeband BALLROOM BLITZ riss wieder einmal ein unvergessliches Konzert ab, wo die Grundmauern des „Kubana“ mächtig erschüttert wurden. Eines wurde wirklich ganz deutlich: Wer ein Live-Concert der sympathischen Wuppertaler Jungs besucht, erlebt die optische und akustische Fata Morgana, als würden Brian Connolly, Andy Scott & Co. leibhaftig im Rampenlicht stehen. Sie schleudern dich in die gute alte Zeit der 70er Jahre. Die Zeit, wo es noch keine Handys und Computer gab, aber der Kamm in der Gesäßtasche Pflicht und geföhnte Langhaarfrisuren ein Muss waren.

Doch der Reihe nach. Diesmal ging es wieder nach Siegburg, eine Kreisstadt im Rhein-Sieg-Kreis. Die knapp 50.000 Einwohner fassende Stadt liegt im Süden Nordrhein-Westfalens und gehört zu den Metropolregionen Rheinland und Rhein-Ruhr. Mitten in dieser schicken Stadt hat sich Kubana-Geschäftsführer Jürgen Hoffmann mit seinem Live Club in der Zeithstr. 100 ein echtes Schmuckstück hingesetzt. Und genau da war gestern die gute alte Zeit der Glam Rock-Bewegung mit Glitzer und Glam Make-up angesagt.

Die Band aus dem angrenzenden Ruhrpott ist wirklich das Maß aller Dinge, wenn es um die britische Band SWEET geht, die uns vor über 50 Jahren zeitlose Hits auftischten und mit energiegeladenen Auftritten Rockgeschichte schrieben. Und wir, die mittlerweile ergrauten 50er und 60er sollten mehr als dankbar sein, dass es diese einmalige Tributeband gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den glitzernden Glamrock weiterleben zu lassen

Die Uhr hatte gerade 20:30 Uhr überschritten, da kamen sie live und in Farbe auf die Bühnenbretter und gaben mit dem Opener „Action“ (1975) gleich die Richtung an, wo es heute Abend musikalisch hingeht. Es folgten „Lost Angels“ (1976), „Funny Funny“ (1971), „Papa Joe“ (1972), „Love is like Oxygen“ (1978) und „Turn it down“ (1974), womit die Location mal ruckzuck auf die richtige Betriebstemperatur gebracht wurde.

In der ersten Reihe natürlich ganz vorne wieder mit dabei: Edith Gerlach (re.). Auch für die Mülheimerin (a.d. Ruhr) war dieser Gig etwas ganz Besonderes. Denn in diesem Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Fan-Jubiläum. 1975 sah sie ihr erstes Live-Concert mit den Originalen von THE SWEET. Ganze sechsmal danach kam sie noch in den Genuss von Gigs in der Originalbesetzung um Brian Connolly, Mick Tucker, Steve Priest und Andy Scott. Doch damit nicht genug.

Sie hatte damals auch die ganz große Ehre, die englischen Rockmusiker persönlich kennen zu lernen. Gestern Abend hatte sie allerdings ein kleines Handicap: Sie hatte diesmal die hausinterne Fahrdienst-Wette gegen ihren Mann Klaus verloren, womit ein leckeres Bierchen erst mal tabu und sie für eine sichere Rückfahrt verantwortlich war. Edith ist wahrlich ein lebendes Beispiel dafür, dass eine ganz große Fan-Liebe und auch die Rockmusik jung hält.

Junggeblieben ist auch Ausnahmegitarrist ´Klatty´ (Mike Klatt), der dann mit „Fever of Love“ den nächsten Sweet-Hammer von 1977 ins Rollen brachte. Der Lead- und Rhythmusgitarrist ist von Gott noch heute mit einer ordentlichen Haarpracht bedacht, so dass er auch optisch bestens ins SWEET-Bild passt. Das sich die Bandmitglieder total mit SWEET identifizieren, zeigte sich allein dadurch, dass sie voll mit Leder, Glitzer, Plateauschuhen und Glam Make-up aufliefen und damit dem Publikum auch optisch genau den richtigen Touch servierten.

Das Repertoire der Band scheint unerschöpflich, was aber auch erforderlich ist, denn schließlich brachte SWEET gerade in den 70ern Hit auf Hit raus und war über ein Jahrzehnt eine der erfolgreichsten Glamrock-Bands auf dem Planeten. Mit dem unter die Haut gehenden „Stairway to the Stars“ (1977) „Coco“ (1971) und „Little Willy“ (1973) wurde die Uhr dann gleich über 50 Jahre zurückgedreht und die Sweet-Fans rockten jede Silbe textsicher lautstark mit.

War damals Brian Connolly bei SWEET der einzigartige blonde Frontmann, so hat BALLROOM BLITZ mit ´Lemmy´ (Frank Fellinger) einen Vollblut-Frontmann auf der Bühne, der nicht nur eine große Persönlichkeit, sondern auch der vielzitierte „Eye-Catcher“ der Band ist. Das einzigartige Outfit erinnert nicht nur optisch an den leider viel zu früh verstorbenen Connolly, sondern ´Lemmy´ verkörpert auch mit seiner Präsenz und seiner starken Performance-Stimme genau das, was SWEET damals ausmachte.

Vor der Bühne ignorierte so manch einer die körperlichen Warnzeichen und ließ sich weiter vom Adrenalin tragen. Im klaren Wissen, dass morgen die müden Knochen und der schmerzende Muskelkater die Bewegungsfreiheit ziemlich einschränken werden, ließ man die unvergessene Jugendzeit, wo man noch jung und knackig war, einfach raus. Und sind wir ehrlich: Manche hielten bei bestimmten Hits auch kurz inne und vergossen ein paar Tränchen, weil sie damit an den ein oder anderen aufregenden Moment aus ihrer Jugendzeit erinnert wurden.

Am unverzichtbaren Bass hat die Band mit ´Mick´ (Michael Posthaus) einen absoluten Fachmann am Viersaiter, der mit seinen Fingern nicht nur die dicken Saiten drangsaliert, sondern auch eine Bass-Line so schwarz wie Schachtkohle erzeugt. In der Backing Vocal-Position ist er ein absolut unverzichtbarer Baustein bei BALLROOM BLITZ. Seit 36 Jahren prügelt er den Viersaiter und ist mit Frontmann ´Lemmy´ bei „JAMHEADS“ noch in einer weiteren Band tätig.

Auf der Bühne folgten weitere Kracher mit „You´re not wrong“ (1974), dem Lieblingslied von Brian Connolly „The Six Teens“ (1974) und „Into the Night“ (1974), wo dann vor der Bühne wieder das Tanzbein geschwungen und Luftgitarre gespielt wurde. Hier waren dann gerade einige Fans auszumachen, die dann doch ein wenig die Contenance verloren und so richtig in die 70er abtauchten.

Die Band gönnte sich dann eine kleine Pause, mit Ausnahme von Schlagzeuger Dirk Sengotta. Er ist einer der gefragtesten Drummer in der deutschen Musik-Szene und spielte mit Musikgrößen wie Gloria Gaynor, Nino De Angelo, Pointer Sisters, Johnny Logan, The Scorpions, Roger Chapman und einige mehr. Er nahm das Publikum mit auf eine außergewöhnliche Schlagzeug-Solo-Reise, was mit einem feurigen Drummer-Finale einen phantastischen Abschluss fand.

Einer der das Schmunzeln auch nicht mehr aus dem Gesicht bekam, war Kubana-Geschäftsführer Jürgen Hoffmann. „Ja, ich bin mit den 60er und 70ern groß geworden und da gehörte natürlich auch SWEET dazu. Und so ein Konzert mit den tollen Jungs da, ist für mich etwas ganz Besonderes. Das ist TOP was sie da auf der Bühne abreißen“, erläuterte Hoffmann und wartete gespannt auf den nächsten süßen Klassiker. Hoffmann ist übrigens heute noch ein begeisterter Karatekämpfer, war Shotokan-Karate Vizeweltmeister 1980, zweimaliger Europameister und vielfacher Deutscher Meister.

Mit einem Sportclub, einem großen Wellness-Park, einem Restaurant in rustikal-kubanischem Ambiente und zu guter Letzt dem legendären „Kubana Live Club“ hat er sich einen wahren Lebenstraum erfüllt. Im Live Club spielen 70-80 Live-Bands im Jahr in den verschiedenen Musikrichtungen. Namhafte Bands wie Ten Years After, Alannah Myles, Zeltinger, Mother´s Finest und viele andere waren hier schon zu Gast, womit er sich über die vielen Jahre eine nicht mehr wegzudenkende Institution geschaffen hat.

Auf der Bühne ging es dann langsam in den Schlussabschnitt hinein, wo mit „Teenage Rampage“ (1973), „Burn on the Flame“ (1975) und dem genialen „Set me free“ (1974) ein paar härtere Sweet-Nummern präsentiert wurden. Das war dann ganz im Sinne von Gitarrist `Klatty`, der hier seine große Liebe zum Metal-Rock ausdrucksvoll zur Geltung bringen konnte. Dann gab es lautes fettes Sirenengeheul, womit klar war, dass „Blockbuster“ (1973) anklopfte. Mit „Wig-Wam Bam“ (1972), dem krachenden „Hellraiser“ (1973) und dem finalen „Fox on the run“ (1974) kündigte Frontmann `Lemmy` dann das Ende des Konzertes an.

Doch da hatte die Band offenbar die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht, denn das Publikum forderte mit unüberhörbaren Zugaberufen „We want Sweet“ deutlich eine Fortsetzung des unglaublichen Gigs. Denn ein ganz bestimmter Mega-Hit fehlte ja noch in der Sammlung: „It`s, it´s, it´s the Ballroom Blitz…“ (1973)! So leitete dann Dirk Sengotta an den Drums und Lemmy mit den bekannten Worten:

Are you ready Steve? Uh-huh
Andy? Yeah
Mick? Okay
Alright fellas, let’s goooooo!

den Welthit ein, wo auch im Publikum nochmal jeder das letzte aus sich raus presste.

Den finalen Schlusspunkt setzte die Formation mit „Peppermint Twist“ (1974), danach war Feierabend. Dann war der letzte Riff gespielt und die Band holte sich den langandauernden Beifall ab. Anschließend ging es vor die Bühne, wo viele Eventbesucher die Gelegenheit für ein Selfie oder Erinnerungsfoto nutzten, sicher um den Enkeln ein Beweisstück zu präsentieren, dass Oma und Opa gestern auf einem tollen Rockkonzert waren.

Fazit: BALLROOM BLITZ – eine rundum phantastische SWEET Tributeband mit einer unglaublichen Show. Diese Band ist einfach ein MUSS. Für die Fans geht sie mit viel Leidenschaft und Herzblut spiel- und stimmtechnisch bis an ihre Grenzen. Und das mit einer großen einzigartigen Bravour!

Für all die Rockfans, die BALLROOM BLITZ auch mal live erleben wollen, gibt’s hier die nächsten Termine. Am 15. März rocken die Jungs in Greven im Beatclub Keller, am 21. März stehen sie in Duisburg „Im Steinbruch“ auf der Bühne, am 9. Mai im Outbaix in Übach-Palenberg und am 26. Juli in Bad Münder im Rockzelt Camp-Balu. Tickets gibt’s an den bekannten Vorverkaufsstellen.

(Fotos mit Dank und freundlicher Genehmigung von Susanne Hanke, Edith Gerlach, Jürgen Hoffmann und BALLROOM BLITZ)