Andreas Diehlmann Band heizte dem verschneiten „Haus Eifgen“ in Wermelskirchen ordentlich ein
Kulturverein Wermelskirchen e.V. präsentierte als Veranstalter legendäre Bluesrock-Band – Gottseidank: Diehlmann und seine Crew brachten „Rita“ mit – ADB mit weiteren West-Konzerten u.a. in Duisburg, Dortmund, Balve, Montabaur und Wuppertal
von Werner Kilian
Mein lieber Scholli! Da wurde am Freitagabend aber ganz ordentlich das Gemäuer des „Haus Eifgen“ in Wermelskirchen strapaziert. Der Grund dafür war die Andreas Diehlmann Band, die wieder einmal ein phantastisches Bluesrock-Konzert ablieferte und den Zuschauern einen tollen Abend bescherte.
Doch der Reihe nach: Unsere Reise führte uns diesmal nach Wermelskirchen ins Bergische Land. Die 35.000 Einwohner zählende NRW-Stadt gehört zum Rheinisch-Bergischen-Kreis, ist von Köln aus in 30 Minuten (35 km) und von Düsseldorf aus in knapp 45 Minuten (45 km) zu erreichen. Das Stadtbild wird durch altbergische Schiefer- und Fachwerkhäuser geprägt. Etwas außerhalb vom Ortskern liegt das „Haus Eifgen“, was allein schon wegen seiner idyllischen Lage zum Verweilen einlädt.
Spaziergänger, Radfahrer und Tagesurlauber kommen gerne hierher, denn wenige Meter vom Haus entfernt befindet sich ein großer Wanderparkplatz. Federführend im Haus ist der Kulturverein Wermelskirchen e.V., der sich mit dem Betrieb als Musik-, Kultur- und Vereinshaus, in den vergangenen Jahren ein ganz besonderes Flair geschaffen hat. Die Event-Location hat sich auch in der Musikszene herumgesprochen und sich über die Jahre zu einer echten Institution entwickelt.
Davon konnte sich am vergangenen Freitagabend auch Andreas Diehlmann überzeugen, der mit seiner Crew für einen tollen Konzertabend im Bergischen vorbeischaute. Dabei wurde man zunächst vom angekündigten Schnee- und Eiswetter überrascht und konnte froh sein, dass die Veranstaltung überhaupt stattfand. Denn tags zuvor wäre eine Konzertabsage unvermeidbar gewesen, weil das gesamte Bergische Land von enormen Schneemassen heimgesucht wurde. Dieser Situation war dann auch der Umstand geschuldet, dass sich in der 200 Menschen fassenden schnieken Musik-Location etwas über 100 Leute einfanden.
Viele musikbegeisterte Interessenten wurden wetterbedingt abgehalten, was aber dem Gig keinen Abbruch tat. Die ADB-Band legte gleich mit „Price to pay“, „Pretty Baby“ und „Made it my way“ ordentlich los und zeigte unmissverständlich die Richtung an, die heute angesagt war. Mit „Got to get over it“ liess die Band gleich einen unvergleichlichen Blues-Boogie folgen und setzten mit „Head down low“ noch einen drauf. Mit Gitarre, Bass und Drums spielt die Diehlmann-Band seit 8 Jahren eine Mischung aus Texas Blues und Rock´n´Roll. Dabei stehen kraftvolle und eingängige Bluesrock-Eigenkompositionen im Vordergrund, die mit viel Leidenschaft und Gefühl rüberkommen.
Wie ein gut geölter Motor arbeitete sich die Band durch die verwurzelte Blues-Materie und liess so manchen im Publikum staunend zurück. Mit „Lola sweet Rock´n´Rola/Black Night“ machte die Crew einen kurzen Deep Purple-Ausflug, bevor beim Abschlusssong des ersten Sets bei „Soulshine“ das Publikum ordentlich zum Mitsingen eingebunden wurde. Andreas Diehlmann kann ohne Wenn und Aber als absoluter Ausnahmegitarrist bezeichnet werden, der spätestens mit dem Gewinn des „German Blues Awards 2022“ in der Kategorie „Band“ zur Spitze der deutschen Bluesszene aufgestiegen ist.
Mittendrin ist auch Adrian Kunitz, der 1. Vorsitzende des Kulturverein Wermelskirchen e.V. Der Motorrad- und Livemusic-Liebhaber ist stolz, dass eine solch renommierte Band hier im „Haus Eifgen“ vorbeischaut. Vor 9 Monaten hat er das Vorstandsamt von Michael Dierks, liebevoll der „Papa des Haus Eifgen“ genannt, übernommen. Damit steht er jetzt in der Vereinsverantwortung, verweist in dem Zusammenhang aber gleich mit einem berechtigten Stolz, das im gesamten Jahr mehr als 100 Konzerte aller Genres hier im Hause stattfinden.
Mit „Long way to go“ und „Going down“ wurde dann der zweite Abschnitt in Szene gesetzt. Diehlmann hat mit dem Bassgitarristen Jörg Sebald und Drummer Tom Bonn zwei Ausnahmemusiker in der Crew, die über eine Unmenge an Erfahrung verfügen und dem Ganzen den richtige Groove-Drive geben. Sebald ist seit den 70ern im Geschäft und spielte in jungen Jahren mit der legendären Band „Scrifis“ über 200 Konzerte im Jahr und war u.a. als Vorgruppe bei Rod Stewart, Lake und Sally Oldfield am Start.
Auch Schlagzeuger Tom Bonn gilt als erfahrener Hase, der sich durch nichts und gar nichts aus der Ruhe bringen lässt. Mittlerweile ist er jetzt schon über 33 Jahre an der Seite von Andreas Diehlmann, so dass die beiden bald den Band-Leinenhochzeitstag (35 Jahre) begehen können. Sowohl Sebald als auch Bonn bilden das rhythmisch dynamische Fundament um Andreas Diehlmann. Die Band legte mit „Hard Times“ einen richtig langsamen Blues-Klassiker nach, der zur Trance anregte und einmal mehr den Ausnahmemusiker an der Gitarre zu Höchstleistungen auflaufen ließ.
Und dann kam sie, auf die alle gewartet hatten: „Rita“! Mit einer geballten Ladung Boogie-Rock blieb jetzt kein Fuß mehr still im wackelnden „Haus Eifgen“. Der Song versprüht die Liebe zum Blues-Boogie wie kein anderer und darf natürlich nie auf einer ADB-Setliste fehlen. Die Band legte gleich „Broken“ und „Bad Luck“ nach, womit man fast am Ende des Gigs angekommen war.
Mit „Boogie Woogie Rock´n´Roll“ wollte sich die Band langsam von der Bühne schleichen, hatte dabei aber die Rechnung ohne die scharrende Zuschauermenge gemacht, die der Band mit lauten Zugabe-Rufen den Weg in den Backstage-Bereich „versperrten“. So legte ADB in der Verlängerung noch den ZZ Top-Klassiker „Just got paid“, den Prince-Meilenstein „Purple Rain“ und das Jimi Hendrix-Werk „Little Wing“ nach und wurde mit tosendem Beifall verabschiedet.
Nach dem Event hatte jeder noch die Möglichkeit auf ein Selfie oder eine Unterschrift am aufgebauten Merchandising-Tisch. Auch hier präsentierte sich die Band fan-nah, nahm sich für jeden kleinen Smalltalk die Zeit die es brauchte und erfreute sich am großen Zuspruch der Besucher. Mit dabei auch Diehlmanns süße Ehefrau Annabell, die als Managerin und Band-Organisatorin fungiert. Mit ihr hat Diehlmann das richtige Pendant, denn seine Frau ist Gesangslehrerin. Er verfügt zwar über eine ausgezeichnete raue Whiskystimme, die man beim Bluesrock einfach braucht, kann aber sicher auch den ein oder anderen Tipp seiner besseren Hälfte in die Tat umsetzen.
Wenn es die Zeit zulässt, schreibt er gemeinsam mit ihr Kindermusicals was wiederum zeigt, dass der musikalischen Kreativität im Hause Diehlmann keine Grenzen gesetzt sind. Die Band ist gefragt wie Sau und viele Konzerte sind kurz nach der Ticketfreigabe restlos ausverkauft. Gut 50 Events im Jahr spielt die Band und reist dafür kreuz und quer durch das Land. Für Diehlmann, übrigens Linkshänder, ist das genau das, was er immer wollte. Ehrlicher, handgemachter Bluesrock ohne großen Schnick-Schnack. Wer einmal ein Livekonzert erlebt hat, bleibt bei ADB hängen. Und das zurecht! Der ADB-Gig-Kalender ist prall gefüllt, schaut einfach mal bei www.andreasdiehlmann.de vorbei und sichert euch frühzeitig ein begehrtes Ticket.
Die Schlussworte gebühren dem geschafften, aber zufriedenen Vorsitzenden Adrian Kunitz, der neben den Konzertvorbereitungen auch noch einen richtigen Job hat und dafür seit 05.00 Uhr auf den Beinen ist. „Ich bin froh das alles gut geklappt hat. Mein Dank gilt nicht nur der unglaublichen Andreas Diehlmann Band, den Zuschauern und Fans die heute hier waren, sondern auch diesmal den vielen helfenden Mitgliedern, die hier ehrenamtlich den ganzen Abend in einer Form begleiten, dass es an nichts fehlt“, erklärt Kunitz.
Dabei hat er völlig recht, denn das Cateringangebot der Location kann sich absolut sehen lassen. Zur Location gehören auch zwei komplette Konzert-Equipments mit allem Drum und Dran, die Eigentum des Vereins sind. Alle baulichen Veränderungen mit dem gesamten Bühnenbau wurden in freier Eigenleistung durch die Mitglieder erbracht, womit das „Haus Eifgen“ einen richtigen „Wohnzimmer-Effekt“ bekommen hat. Die Konzert-Location ist unheimlich gefragt:
„Wir haben die Woche über viele Anfragen, die hier auftreten wollen. In Wermelskirchen gibt es noch zwei weitere Konzert-Veranstaltungsorte, wo auch viele Metalbands und andere spielen. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern eher als Ergänzung. Es liegt auf der Hand, dass sich das besondere Flair hier im „Haus Eifgen“ in der Musikszene rumgesprochen hat und wir deshalb so begehrt sind“, erklärt Kunitz. „Wir haben natürlich auch eine tolle Lage. Von hier aus gibt’s einen großen Eifgen-Wanderweg, die Dhünntalsperre ist nicht weit entfernt und im Sommer haben wir natürlich auch ein großes Open Air-Angebot im Biergarten, wo bis zu 600 Leute Platz finden.“
Zur irischen und keltischen Folkmusik hat Kunitz auch eine besondere Beziehung, was an seiner Frau Lisa liegt, die aus Irland kommt. Kein Wunder, das auch diese Musikrichtung live auf der selbsternannten „John Lee Hooker“ Bühne einen Platz findet. Am kommenden Wochenende gastiert die Blues- und Soulgröße „Soul & Beyond“ im „Haus Eifgen“. Allerdings ohne den Vorsitzenden Adrian Kunitz, der dann mit seiner Frau einen verdienten Urlaub unter heißer Sonne verbringen wird. Es sei ihm vergönnt mit dem Wunsch, gesund zurückzukommen.